Wir müssen viel mehr dafür tun, dass Produkte langlebig und reparierbar sind. Ein spannender, noch viel zu selten umgesetzter Ansatz sind die „Produkt-Service-Systeme“: Die Herstellerfirma belibt im Besitz des Produkts und stellt es den Nutzenden leihweise zur Verfügung. Mit einem Postulat wollte ich vom Bundesrat erfahren, was der Bund zur Startförderung und Verbreitung dieser ökologisch und finanziell vorteilhaften Modelle tun könnte. Leider wollte er nicht, und auch die Ratsmehrheit lehnte mit 121 zu 71 Stimmen ab. Am meisten irritiert mich, dass die Grünliberalen dagegen sind!

Der Postulatstext und die bundesrätliche Antwort ist hier zu finden. Und hier noch mein Votum im Nationalrat.

Lieber Herr Ratspräsident, lieber Herr Bundesrat
Geschätzte Damen und Herren im Saal und auf der Tribüne

Das Thema «Kreislaufwirtschaft» hat viele Facetten. Wir sind in den beiden Räten zum Glück unterwegs zu einer besseren Verankerung der Kreislaufwirtschaft: Die Parl. Initiative 20.433 hat da einen erfreulichen Prozess in Gang gesetzt. Die Thematik, die ich mit meinem Postulat aufgreife, ist allerdings darin nicht enthalten und soll daher eine Perspektive für eine künftige Weiterentwicklung eröffnen. Darum habe ich auch das Instrument des Postulats gewählt.

Mir ist bewusst, es tönt etwas sperrig und wenig vertraut, wenn wir von «nutzenbasierten zirkulären Geschäftsmodellen» sprechen. Die Rede ist auch von den «Produkt-Service-Systemen». Im Kern geht es darum, dass die Firma selbst, welche ein Produkt herstellt, ein ökonomisches Interesse daran hat, dass ihr Produkt langlebiger wird und dass es reparierbar ist. Heute haben wir ja oft den umgekehrten Anreiz: Wenn mein Produkt unmöglich oder nur sehr aufwändig zu reparieren ist, wenn mein Gerät dank der «geplanten Obsoleszenz» schon bald nach Ablauf der Garantiezeit seinen Geist aufgibt, dann kann ich schneller wieder ein Folgegerät verkaufen. Das jedoch ist für die Umwelt eine Belastung, es verbraucht unnötig viel graue Energie, und für uns Konsumentinnen und Konsumenten wird es über die Jahre erst noch teurer.

Wenn jedoch eine Firma das Interesse am Produkt, das sie hergestellt hat, nach dem Verkauf nicht verliert, sondern im Gegenteil mit diesem Produkt in Verbindung bleibt, dann erweist sich das längerfristig als ökologischer und finanzieller Vorteil. Mit dem Produkt-Service-System bleibt das Produkt im Besitz der Firma, sie stellt es den Nutzenden leihweise zur Verfügung. Unter diesen Voraussetzungen richtet sie sich auf die Reparierbarkeit aus. Sie plant zudem bereits vor dem Verkauf, wie der Nutzungszyklus sein wird und wie die Komponenten ihres Produkts dereinst zurückgewonnen und wiederverwertet werden können, wenn das Lebensende wirklich erreicht ist.

Wenn ein Hersteller neu auf ein solches zirkuläres Geschäftsmodell setzt, hat er in der Anfangsphase zusätzliche Aufwendungen und/oder eine vorübergehend geringere Marge. Darum braucht es Anreizsysteme, um die Entscheidung zugunsten dieses Geschäftsmodells zu erleichtern und auch betriebswirtschaftlich tragbar zu machen. Mit meinem Postulat bitte ich den Bundesrat, die Wege aufzuzeigen, wie staatliches Handeln diese nutzenbasierten zirkulären Geschäftsmodelle zum Fliegen bringen kann: Sei es mit Subventionen, erleichterten Darlehen, einem eigentlichen Förderprogramm, einem Label oder einer Kombination solcher Massnahmen. Der Bundesrat bestätigt ja, dass es sich um sehr sinnvolle Modelle handeln würde. Sein Bericht zum Postulat soll auch dazu beitragen, dass solche Modelle überhaupt öffentlich bekannt werden. Ich danke Ihnen für die Zustimmung zu meinem Postulat.