Sanierung von Trinkwasser aus Grundwasserfassungen: Wird sich der Bund beteiligen?
von Felix Wettstein, Nationalrat Grüne
Am 2. März 2020 hatte ich im Nationalrat meine Motion «Finanzielle Beteiligung des Bundes an den notwendigen Sanierungsmassnahmen zur einwandfreien Trinkwasserqualität» (20.3022) eingereicht. Es geht mir vor allem um jene Regionen, in denen das Trinkwasser aus dem Grundwasser gewonnen wird. Dieses Grundwasser ist bekanntlich in weiten Teilen des Mittellandes mit zu hohen Chlorothalonilwerten belastet – auch im Kanton Solothurn. Zwar wurde der Neuverkauf des Pestizids inzwischen verboten, aber die Abbauprodukte im Grundwasser werden noch Jahrzahnte vorhanden sein.
Nun hat der Bundesrat am 20. Mai 2020 geantwortet. Er beantragt die Ablehnung meiner Motion. Das Problem wird nicht bestritten. Gemäss Bundesrat sei es jedoch falsch, die Infrastruktur der Wasserversorgung weitreichend umzubauen (neue Transportleitungen aus sauberen Quellen oder energieintensive Aufbereitungsanlagen). Vielmehr müsse der Fokus auf den vorsorglichen Schutz des Grundwassers gelegt werden. Dazu gehöre, dass der Zuströmbereich einer Trinkwasserfassung bekannt und kartiert sei, also dort wo der Regen versickert und durch die Trinkwasserpumpen gefördert wird. Bisher hätten nämlich die Kantone erst wenige Zuströmbereiche ausgeschieden. Das müssen sie gemäss Bundesrat nachholen, damit die Qualität des Grundwassers in der Schweiz langfristig garantiert werden könne. Wenn dann in diesen Zuströmbereichen die (v.a. landwirtschaftliche) Nutzung angepasst würde, könne ein nachhaltiger Schutz der Wasserversorgung und eine gute Trinkwasserqualität garantiert werden.
Das ist alles gut und recht und hat selbstverständlich auch meine Unterstützung. Bloss trägt es mittelfristig nichts zum sauberen Trinkwasser bei. Dann wie erwähnt ist das Grundwasser bereits jetzt und noch auf Jahre hinaus übermässig belastet. Die kommunalen Verantwortlichen für unsere Trinkwasserversorgung können nicht warten, bis die Karten mit den Zuströmbereichen gezeichnet sind und bis danach die griffigen Massnahmen umgesetzt sind, z.B. zur extensiven Landwirtschaft und Pflege öffentlicher Anlagen. Sie müssen viel früher, das heisst ab sofort, dafür sorgen, dass das Trinkwasser unbedenklich ist. Dabei soll der Bund mithelfen, z.B. mit einem Fonds analog dem Altlastenfonts.
Kein Gift mehr neu ins Grundwasser absickern lassen oder die Fassungen sanieren? Das Fazit kann nur heissen: Sowohl als auch.