Fünf Fragen an Felix Wettstein
Was ist aus deiner Sicht das wichtigste Thema für die Schweiz in den kommenden vier Jahren, 2024-2027?
Das ist ganz eindeutig die Bewältigung der Klimakrise, in Verbindung mit Kreislaufwirtschaft, mit der Reduktion von Umweltgiften und dem Schutz der Artenvielfalt. Es geht um unsere elementaren Lebensgrundlagen. Nicht umsonst ist die Klimafrage im Sorgenbarometer der Schweizerinnen und Schweizer erneut an erster Stelle. Wir müssen uns von den fossilen Treibhausgasen befreien, so bald wie nur möglich. Ich will allen künftigen Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen!
Finanzpolitik ist aktuell dein Schwerpunkt im Nationalrat. Welche Entwicklungen braucht es in diesem Bereich?
Die Steuervorlagen der letzten Zeit hatten regelmässig den Effekt, dass die Reichsten am meisten profitierten und dass die sozialen Unterschiede grösser wurden. Ich will sie jedoch verkleinern. Wenn alle Menschen faire Löhne und faire Renten haben, dann hat der Staat auch Einnahmen. Wir sollten nebst Einkommen und Gewinnen alle Finanztransaktionen besteuern. Bei den Ausgaben müssen wir auf Bundesebene die Gewichte verschieben: Weniger Ausbau von Strassen, weniger Aufrüstung, mehr für Umweltschutz, erneuerbare Energien, Forschung, Kultur, sozialen Ausgleich und internationale Aufbauhilfen.
Du bist Präsident von pro-salute Schweiz. Was ist das, und was liegt dir daran?
Eine sozial gerechte Gesundheitspolitik gehört zu meinen wichtigsten Anliegen. In der nationalen Gesundheitspolitik gibt es sehr mächtige Interessenskreise, aber bis vor kurzem fehlte die Stimme der Prämienzahlenden, Versicherten, Konsumentinnen und Patienten. Mit der Allianz «pro-salute Schweiz» bauen wir diese Stimme jetzt auf. Dank meiner langjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich öffentliche Gesundheit kann ich viel Fachwissen einbringen und Kontakte nutzen.
Kultur liegt dir am Herzen. Was sind deine Schwerpunkte in der Kulturpolitik?
Genau, ich unterstütze das kulturelle Schaffen sowohl persönlich als auch auf politischer Ebene. Kultur ist für mich wie ein Nektar. Sie ist wichtig für unser Wohlbefinden, aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Die nationale Kulturpolitik muss aus ihrer Nische heraustreten. Es gibt zahlreiche Kultureinrichtungen und -anlässe von nationaler Bedeutung. Sie brauchen die Förderung des Bundes, genauso wie das baukulturelle Erbe. Ich setze in der Kulturförderung ganz besonders auf Partizipation und auf Nachhaltigkeit.
Bist du unter der Bundeshauskuppel für alle Generationen eine starke Vertretung?
Unbedingt! Mir liegt viel daran, dass alle Generationen gute Lebensbedingungen haben. Wir müssen unsere Umwelt schützen und unsere sozialen Errungenschaften so pflegen, dass alle auf der sicheren Seite sind, unabhängig von Alter und Lebensform. Dann können wir uns all den Dingen widmen, welche Lebensqualität ausmachen. Wertschätzung und Respekt sind für mich Schlüssel für das gute Zusammenleben. Ich kann heute auf einen grossen Erfahrungsschatz zurückgreifen, lasse mich aber oft und gerne von initiativen jungen Menschen anspornen.