Leserbrief zum Leitartikel von Doris Kleck «Innovation bringt mehr als radikaler Verzicht» vom 31.01.2025

Die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen sei reichlich naiv, so das Urteil der CH-Media-Redaktorin in ihrem Leitartikel. Sie nenne zu wenig konkret, wie es die Schweiz innert zehn Jahren schaffen könne, die planetaren Grenzen einzuhalten. Dieser Vorwurf der Naivität scheint mir unberechtigt. Heute überschreitet die Schweiz mit ihrer Art des Wirtschaftens sechs von neun planetaren Grenzen, teilweise um ein Mehrfaches. Das ist wissenschaftlich gut begründet, und diese Ausgangslage nehmen die Jungen Grünen ernst. Sie nehmen auch die demokratischen Rechte ernst und beachten, was auf die Ebene der Verfassung gehört. Dorthin gehören eben nicht die einzelnen Massnahmen, sondern das Ziel. Danach müssen wir die Gesetze und Verordnungen ausrichten, damit wir die heutige Überbelastung der Erde wegbringen. Wie kommen wir vorwärts – und zwar schneller als bisher, denn die Zeit rennt uns davon? Selbstverständlich können und werden technische Innovationen viel beitragen. Aber wir brauchen mehr. Wir brauchen auch Suffizienz (zu Deutsch: Genügsamkeit) und wir brauchen klare Regeln: Welche Produktion, welcher Handel muss welche Bedingungen einhalten? Das Beispiel Kleiderkonsum wird im Artikel angesprochen. Wir müssen uns nicht in Lumpen kleiden. Aber wir müssen uns eingestehen, dass heute zu viele Textilien zu schnell verbraucht werden und bei der Herstellung und der «Entsorgung» erschreckende Mengen an Umweltbelastungen hinterlassen. Darum müssen wir nebst Innovation auch unser Handeln und die Regeln anpassen.

Wer die Umweltverantwortungsinitiative zur Ablehnung empfiehlt, gesteht damit ein, dass er oder sie resigniert hat: Wir schaffen es nicht, die Katastrophe abzuwenden. Wir werden den Nachkommen eine unbewohnbare Welt hinterlassen. Dem setzen die Jungen Grünen mit ihrer Initiative das Prinzip Verantwortung entgegen. Dieses Prinzip trage ich mit und schreibe Ja auf meinen Stimmzettel.